© Achim Betz 2015
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Anderl Heckmair

1929 – Civetta

Gemeinsam mit Hans Brehm wollte Heckmair im Jahr 1929 die Civetta Nordwestwand besteigen. Da bei beiden das Geld notorisch knapp war kam nichts anderes in Frage als die Reise von Bayrischzell nach Alleghe mit dem Fahrrad anzutreten. Für den Transport der Rucksäcke wurde kurzerhand ein Fahrradanhänger konstruiert, den die beiden liebevoll „Gig“ nannten. Bis zum Brenner ging die Fahrt gut voran. Zwischen Brenner und Bozen jedoch war die Straße immer wieder aufgerissen und im Neubau. Zuviel für den Gig. Den beiden blieb nichts anderes übrig als den Anhänger zusätzlich zu den Rucksäcken auch noch zu tragen. Ab Bozen wurde zwar die Strasse wieder besser, doch mit dem damaligen Material waren Karerpass und Pordoijoch nur schiebend zu bewältigen. Zwei Tage benötigten die beiden, bevor sie sich endlich im See von Alleghe ein erfrischendes Bad gönnen konnten. Aber das eigentliche Ziel war noch nicht erreicht, schließlich sollte es noch weitergehen in Richtung Coldaihütte. Weit kamen die beiden aber nicht, bevor sie Rucksäcke und Gig wieder schultern und die Räder schieben mussten. Zu allem Überfluss wurde das Duo auf einem Sattel knapp unterhalb der Hütte von einem Wetter überrascht. Da sie schon nah genug an der zu besteigenden Wand waren, stellten die beiden kurzerhand Ihr Zelt auf und richteten ihr Basislager ein. Neben der anvisierten Civetta Nordwestwand bestiegen die zwei in den folgenden Tagen noch die Sass-Maor- Ostwand und die Schleierkante. Danach verzichtet Anderl auf weitere Touren und machte sich auf die Rückfahrt. Die Strecke Bozen Bayrischzell bewältigte er –diesmal ohne Gig- in nur einem Tag.

1931- Grandes Jorasses

1931 hieß das Ziel Grandes Jorasses im Montblanc Gebiet. Gemeinsam mit Gustl Kröner ging es mit dem Fahrrad (das Geld war immer noch knapp) in Richtung Chamonix.   Unterwegs machten die beiden einen Abstecher in’s Montafon, um der „Fluch“ der Drusenfluh Südwand zu brechen. Bis dahin fand jede zweite Seilschaft, den Tod. Genauer gesagt ist war jeder geradzahlige Besteigungsversuch gescheitert. Kröner und Heckmair waren die 10. Partie die in die Wand einstieg. Trotz dieses unheilvollen Vorzeichens wurde der Aufstieg problemlos bewältigt. Die Fahrt nach Chamonix wurde gut gelaunt fortgesetzt. Als Quartier diente die Leschaux Hütte am Fuß der Grandes Jorasses. Es folgten einige erfolgreiche aber auch erfolglose Besteigungsversuche im Gebiet. Nach einigen Wochen auf der Hütte, die immer wieder von Schlechtwetterperioden geprägt waren, hatten die beiden von den Bergen erst einmal die Nase voll. Sie stiegen ab nach Chamonix, setzten sich auf ihre Räder und pedalierten los in Richtung Marseille. Unterwegs wurde der Plan jedoch kurzerhand geändert, links abgebogen und die 250 Km nach Nizza geradelt. „Mit lautem Geschrei“ [Heckmair] sprangen die beiden dort von einer Klippe ins Meer. Nachdem sie sich beim Entladen eines Schiffs ein wenig Handgeld verdienten und nach eine halbdurchzechten Nacht, hatten beide aber genug von diesem Abenteuer. Noch in der Nacht schwangen sie sich wieder auf die Räder und waren zweieinhalb Tage später wieder auf der Leschaux Hütte. Es folgte die Besteigung der Charmoz Nordwand und die Überschreitung der Aiguille du Dru. Der Versuch den Peuterey Grat zu bezwingen scheiterte am Wetter. Im Schneesturm gelangten Kröner und Hechmair erschöpft zurück zur Hütte. Dort stellten sie mit Schrecken fest, dass wohl mittlerweile Hans Brehm und Leo Rittner an der Leschaux Hütte waren und in die Grandes Jorasses eingestiegen waren. Trotz der großen Sorge um die Freunde in der Wand waren Heckmair und Kröner aufgrund des immer heftiger werdenden Schneesturms zum Nichtstun verbannt. Als sich das Wetter nach zwei Tagen endlich besserte, machten sich die Beiden sofort auf in Richtung Wand, um sich ein Bild vom Schicksal der Kameraden zu machen. Weit mussten Sie nicht gehen. Bereits am untersten Bergschrund fanden sie die Leichen der abgestürten Brehm und Ritter im Schnee. Die Befürchtung wurde zur Gewissheit. Kröner und Heckmair organisierten die Bergung und die Beerdigung. Direkt nach der Beerdigung traten beide deprimiert und schwermütig die Heimfahrt mit dem Rad an.
See von Alleghe Grandes Jorasses ((c) CampToCamp) Charmoz - Grépon ((c) CampToCamp) Leschaux Hütte heute ((c) Nicolas Vigier - Flickr) Heckmair-Route in der Eiger Nordwand ((c) Kaukür - Wickipedia)
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Anderl Heckmair

1929 – Civetta

Gemeinsam mit Hans Brehm wollte Heckmair im Jahr 1929 die Civetta Nordwestwand besteigen. Da bei beiden das Geld notorisch knapp war kam nichts anderes in Frage als die Reise von Bayrischzell nach Alleghe mit dem Fahrrad anzutreten. Für den Transport der Rucksäcke wurde kurzerhand ein Fahrradanhänger konstruiert, den die beiden liebevoll „Gig“ nannten. Bis zum Brenner ging die Fahrt gut voran. Zwischen Brenner und Bozen jedoch war die Straße immer wieder aufgerissen und im Neubau. Zuviel für den Gig. Den beiden blieb nichts anderes übrig als den Anhänger zusätzlich zu den Rucksäcken auch noch zu tragen. Ab Bozen wurde zwar die Strasse wieder besser, doch mit dem damaligen Material waren Karerpass und Pordoijoch nur schiebend zu bewältigen. Zwei Tage benötigten die beiden, bevor sie sich endlich im See von Alleghe ein erfrischendes Bad gönnen konnten. Aber das eigentliche Ziel war noch nicht erreicht, schließlich sollte es noch weitergehen in Richtung Coldaihütte. Weit kamen die beiden aber nicht, bevor sie Rucksäcke und Gig wieder schultern und die Räder schieben mussten. Zu allem Überfluss wurde das Duo auf einem Sattel knapp unterhalb der Hütte von einem Wetter überrascht. Da sie schon nah genug an der zu besteigenden Wand waren, stellten die beiden kurzerhand Ihr Zelt auf und richteten ihr Basislager ein. Neben der anvisierten Civetta Nordwestwand bestiegen die zwei in den folgenden Tagen noch die Sass-Maor-Ostwand und die Schleierkante. Danach verzichtet Anderl auf weitere Touren und machte sich auf die Rückfahrt. Die Strecke Bozen Bayrischzell bewältigte er –diesmal ohne Gig- in nur einem Tag.

1931- Grandes Jorasses

1931 hieß das Ziel Grandes Jorasses im Montblanc Gebiet. Gemeinsam mit Gustl Kröner ging es mit dem Fahrrad (das Geld war immer noch knapp) in Richtung Chamonix.   Unterwegs machten die beiden einen Abstecher in’s Montafon, um der „Fluch“ der Drusenfluh Südwand zu brechen. Bis dahin fand jede zweite Seilschaft, den Tod. Genauer gesagt ist war jeder geradzahlige Besteigungsversuch gescheitert. Kröner und Heckmair waren die 10. Partie die in die Wand einstieg. Trotz dieses unheilvollen Vorzeichens wurde der Aufstieg problemlos bewältigt. Die Fahrt nach Chamonix wurde gut gelaunt fortgesetzt. Als Quartier diente die Leschaux Hütte am Fuß der Grandes Jorasses. Es folgten einige erfolgreiche aber auch erfolglose Besteigungsversuche im Gebiet. Nach einigen Wochen auf der Hütte, die immer wieder von Schlechtwetterperioden geprägt waren, hatten die beiden von den Bergen erst einmal die Nase voll. Sie stiegen ab nach Chamonix, setzten sich auf ihre Räder und pedalierten los in Richtung Marseille. Unterwegs wurde der Plan jedoch kurzerhand geändert, links abgebogen und die 250 Km nach Nizza geradelt. „Mit lautem Geschrei“ [Heckmair] sprangen die beiden dort von einer Klippe ins Meer. Nachdem sie sich beim Entladen eines Schiffs ein wenig Handgeld verdienten und nach eine halbdurchzechten Nacht, hatten beide aber genug von diesem Abenteuer. Noch in der Nacht schwangen sie sich wieder auf die Räder und waren zweieinhalb Tage später wieder auf der Leschaux Hütte. Es folgte die Besteigung der Charmoz Nordwand und die Überschreitung der Aiguille du Dru. Der Versuch den Peuterey Grat zu bezwingen scheiterte am Wetter. Im Schneesturm gelangten Kröner und Hechmair erschöpft zurück zur Hütte. Dort stellten sie mit Schrecken fest, dass wohl mittlerweile Hans Brehm und Leo Rittner an der Leschaux Hütte waren und in die Grandes Jorasses eingestiegen waren. Trotz der großen Sorge um die Freunde in der Wand waren Heckmair und Kröner aufgrund des immer heftiger werdenden Schneesturms zum Nichtstun verbannt. Als sich das Wetter nach zwei Tagen endlich besserte, machten sich die Beiden sofort auf in Richtung Wand, um sich ein Bild vom Schicksal der Kameraden zu machen. Weit mussten Sie nicht gehen. Bereits am untersten Bergschrund fanden sie die Leichen der abgestürten Brehm und Ritter im Schnee. Die Befürchtung wurde zur Gewissheit. Kröner und Heckmair organisierten die Bergung und die Beerdigung. Direkt nach der Beerdigung traten beide deprimiert und schwermütig die Heimfahrt mit dem Rad an.
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