© Achim Betz 2015
Home Motivation Geschichte Planung Packliste Literatur Kontakt

Dier ersten (bekannten) Alpenüberquerungen

Fahrräder wurden in den Bergen bereits lange vor Erfindung des Begriffs Mountainbike benutzt. Legendär ist beispielsweise. die Geschichte der ersten Alleinbegehung der Piz Badile Nordostwand durch Hermann Buhl. Auch Anderl Heckmair, der zu den Erstbesteigern der Eiger Nordwand gehörte, war häufig mit dem Rad in den Alpen unterwegs. Erst ab Mitte der 80’ Jahre des letzten Jahrtausends waren die ersten tourentauglichen Mountainbikes in Europa erhältlich. Damit begannen die ersten Biker mit Touren in den Bergen abseits der asphaltierten Routen und das nur um des Radfahrens Willen. Es dauerte jedoch noch bis Juli 1990 bevor sich unabhängig voneinander zwei Gruppen  auf die ersten dokumentierten Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike begaben.

Uli Stanciu, Christian Roschmann, Michael Conradt

Als Erfinder und Chefredakteur des seit  Anfang 1989 erscheinenden BIKE Magazins  war Uli Stanciu immer auf der Suche nach neuen Reportage-Ideen für sein noch junges Magazin. So kombinierte Stanciu gemeinsam mit Christian Roschmann mehrere bekannte Tagestouren im Karwendelgebiet zu einer dreitägigen Karwendeldurchquerung. Irgendwann am Achensee kam Stanciu der Gedanke: „Warum jetzt nicht einfach nach Süden weiterfahren“. Die Idee Transalp war geboren und lies die beiden nicht mehr los.   Im Juli 1990 machten sich die beiden gemeinsam mit Michael Conradt auf den Weg. Start war in Mittenwald und das Ziel sollte Bozen sein, weil man vom dortigen Bahnhof problemlos wieder zurück zum Ausgangsort kommt. Während die erste Etappe durch das Karwendel noch bekannt war, begaben sich die Pioniere ab dem Zillertal auf bikerisches Neuland. Da keine Tourenbeschreibungen gab, blieb nichts anderes übrig als sich anhand von Kompass-Wanderkarten weiterzuhangeln. Wie alle, die sich anfangs recht ahnungslos dieses Mediums bedienten, mussten auch die drei feststellen dass die rot gepunkteten Wege so gut wie nie und die rot gestrichelten nur bedingt für Mountainbiker geeignet sind bzw. zumindest mit dem damaligen Material waren. Nichtsdestotrotz kamen Stanciu, Roschmann und Conradt nach insgesamt 5 Tagen in Karwendel, Zillertal und Dolomiten wohlbehalten am Zielort Bozen an.  „Wir wussten nicht wo wir abends landeten und kamen uns fünf Tage lang vor wie Vagabunden. Ein großartiges Gefühl“ [Uli Stanciu].

Andi Heckmair, Wolfgang Renner, Gerhard Strittmatter

Die Geschichte dieser Alpenüberquerung begann im Himalaya. 1987 radelte Heckmaier mit 14 weiteren Expeditionsteilnehmern von Lhasa nach Kathmandu. Diese Überquerung schwirrte Heckmair schon länger im Kopf herum. Das Problem war jedoch die große Distanz der Route. Zu Fuß wäre man sicherlich mehrere Wochen unterwegs gewesen. Erst mit den ersten Mountainbikes war es möglich, auch größere Distanzen abseits asphaltierter Wege zurückzulegen. Da die Bikes von Centurion damals in Deutschland führend waren, rief Heckmair in Magstadt an, um nach geeignetem Material zu fragen. Centurion Chef Wolfgang Renner, selbst ehemaliger Cross- und Straßenfahrer, war von der Idee sofort begeistert. Nicht nur stellte er die benötigten Räder zur Verfügung, er lies es sich auch nicht nehmen selbst an der Expedition teilzunehmen. 11 Tage benötigte die Gruppe für die ca. 1000 Km und 10.000 Hm. Witzigerweise hatte Heckmaier als Oberstdorfer die Alpen direkt vor der Haustür, aber zu der damaligen Zeit kam  -warum auch immer- niemand auf die Idee den Alpenhauptkamm abseits von Strassen mit dem Rad zu überqueren. Die Idee genau dieses zu tun kam Heckmair im Jahr 1989, als er mit gebrochenem Oberschenkel im Krankenhaus lag und das Buch „Unsere herrliche Alpenwelt – Saumpfade Traumpfade in den Händen hielt. Die Bilder und Beschreibungen faszinierten ihn derart, dass er beschloss diese Pfade mit dem Rad zu erkunden. Das Ziel war eine auf alten Saumpfaden über den Alpenhauptkamm von Nord nach Süd. Dem Flug der Schwalbe sollte sie gleichen, ohne Schnörkel und in gerade Linie. Heckmair legte ein Lineal zwischen Oberstdorf und Bozen. Aufgrund seiner Erfahrung als Bergführer kannte der die meisten Übergänge und sah, dass eine solche Route mit dem Rad nicht sinnvoll machbar war. Als das Lineal in Richtung Gardasee verschob, sah das Ganze auf einmal sehr vielversprechend aus. Somit war das Ziel gefunden, das auch heute noch die große Mehrzahl aller Alpenüberquerer anpeilt und schnell stand auch die Route fest. In Wolfgang Renner fand er wieder einen begeisterten Mitstreiter. Komplettiert wurde das Trio durch Gerhard Strittmatter seines Zeichens Weltmeister im Bahnvierer von Zürich 1983. Im Juli 1990ging es los und 7 Tage, 400 Km und 11.000 Hm später kam das Trio erschöpft aber glücklich am Gardasee an.   In seinem in der BIKE 8/91 erschienen Bericht schrieb Heckmair: „Worin liegt der besondere Reiz sich in sieben Tagen mühsam über die Alpen zu schinden? Neben den unvergesslichen optischen Höhepunkten ist das Schönste für mich, abends so richtig müde, hungrig und durstig zu sein – und dann alle diese Bedürfnisse stillen zu können, Dieses tolle Gefühl mit sich und der Welt zufrieden zu sein, lässt sich durch nichts ersetzen. Vor allem: Man kann es nicht kaufen…“ Mit seinem Bericht löste Heckmair einen regelrechten Boom aus. Auf einmal wollte jeder über die Alpen radeln. Heckmair konnte die Anfragen zu seiner Tour kaum noch bewältigen. Als dann auch noch der Spiegel eine sechsseitige Reportage über die „Heckmair-Route“ brachte, war es endgültig Zeit für eine neue Telefonnummer. Es gab aber nicht nur Anfragen zur Route, es kamen auch Anrufe von Bikern von unterwegs, die unmittelbar Ihr Feedback abgeben wollten. Heckmair: „Mich haben schon Leute von unterwegs angerufen und mich einen blöden Hund genannt“. Vielleicht kein Wunder wenn man sich die Routenführung am letzten Tag anschaut. Wenn man nach fünf Tagen der Meinung ist, man hätte mit Schrofenpass, Schlappiner Joch, Scalettapass und Pass Chaschauna die schmlimmsten Schiebepassagen hinter sich, den trifft der Passo di Campo am sechsten Tag mit voller Wucht. In der ursprünglichen Routenbeschreibung steht recht lapidar: „[…] Hier zweigt nah rechts ein mäßig schwerer Wanderweg in Val Chilarda ab. Der Weg verläuft hoch über dem Lago Arno und steigt dabei sanft zum Passo die Campo an (2,5 Stunden). […]“ 20 Jahre später im Bericht zur Jubiläums-Transalp (Bike 10/2010) beschreibt BIKE Redakteur Henri Lesewitz die Passage wie folgt: „[…] Dann ist das Grauen auf Erden erreicht. Der in Internet-Foren  wüst beschimpfte Passo di Campo. Die übelste Fußgängerpassage der Alpen. Der sagenumwobene Tag 6. <<Am besten Pedale abschrauben. Die brauchen wir heute nicht>>, stimmt Guide Martin Eberle die Gruppe auf den Tagesinhalt ein und reicht einen Pedalschlüssel herum. […] Es regnet durch bis zum Ende dieser furchtbarsten aller Schiebepassagen, also bis zum Abend. Eine hervorragende Choreographie von Dreckswetter und Drecksberg. […]“
Dischmatal in Richtung Dürrboden ALPEN-X Zwischen Livigno und Passo Alpisella Gaviapass Weg von Gargellen zum Schlappiner Joch Scalettapass Lago die Fraele Serpentinenstrasse nach Bormio Tremalzo Gardasee Nordufer Chaschaunapass Passo Alpisella Torre di Fraele Geschichte
© Achim Betz 2015
Navigation Menu

Dier ersten (bekannten)

Alpenüberquerungen

Fahrräder wurden in den Bergen bereits lange vor Erfindung des Begriffs Mountainbike benutzt. Legendär ist beispielsweise. die Geschichte der ersten Alleinbegehung der Piz Badile Nordostwand durch Hermann Buhl. Auch Anderl Heckmair, der zu den Erstbesteigern der Eiger Nordwand gehörte, war häufig mit dem Rad in den Alpen unterwegs. Erst ab Mitte der 80’ Jahre des letzten Jahrtausends waren die ersten tourentauglichen Mountainbikes in Europa erhältlich. Damit begannen die ersten Biker mit Touren in den Bergen abseits der asphaltierten Routen und das nur um des Radfahrens Willen. Es dauerte jedoch noch bis Juli 1990 bevor sich unabhängig voneinander zwei Gruppen  auf die ersten dokumentierten Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike begaben.

Uli Stanciu, Christian Roschmann,

Michael Conradt

Als Erfinder und Chefredakteur des seit  Anfang 1989 erscheinenden BIKE Magazins  war Uli Stanciu immer auf der Suche nach neuen Reportage-Ideen für sein noch junges Magazin. So kombinierte Stanciu gemeinsam mit Christian Roschmann mehrere bekannte Tagestouren im Karwendelgebiet zu einer dreitägigen Karwendeldurchquerung. Irgendwann am Achensee kam Stanciu der Gedanke: „Warum jetzt nicht einfach nach Süden weiterfahren“. Die Idee Transalp war geboren und lies die beiden nicht mehr los.   Im Juli 1990 machten sich die beiden gemeinsam mit Michael Conradt auf den Weg. Start war in Mittenwald und das Ziel sollte Bozen sein, weil man vom dortigen Bahnhof problemlos wieder zurück zum Ausgangsort kommt. Während die erste Etappe durch das Karwendel noch bekannt war, begaben sich die Pioniere ab dem Zillertal auf bikerisches Neuland. Da keine Tourenbeschreibungen gab, blieb nichts anderes übrig als sich anhand von Kompass-Wanderkarten weiterzuhangeln. Wie alle, die sich anfangs recht ahnungslos dieses Mediums bedienten, mussten auch die drei feststellen dass die rot gepunkteten Wege so gut wie nie und die rot gestrichelten nur bedingt für Mountainbiker geeignet sind bzw. zumindest mit dem damaligen Material waren. Nichtsdestotrotz kamen Stanciu, Roschmann und Conradt nach insgesamt 5 Tagen in Karwendel, Zillertal und Dolomiten wohlbehalten am Zielort Bozen an.  „Wir wussten nicht wo wir abends landeten und kamen uns fünf Tage lang vor wie Vagabunden. Ein großartiges Gefühl“ [Uli Stanciu].

Andi Heckmair, Wolfgang Renner,

Gerhard Strittmatter

Die Geschichte dieser Alpenüberquerung begann im Himalaya. 1987 radelte Heckmaier mit 14 weiteren Expeditionsteilnehmern von Lhasa nach Kathmandu. Diese Überquerung schwirrte Heckmair schon länger im Kopf herum. Das Problem war jedoch die große Distanz der Route. Zu Fuß wäre man sicherlich mehrere Wochen unterwegs gewesen. Erst mit den ersten Mountainbikes war es möglich, auch größere Distanzen abseits asphaltierter Wege zurückzulegen. Da die Bikes von Centurion damals in Deutschland führend waren, rief Heckmair in Magstadt an, um nach geeignetem Material zu fragen. Centurion Chef Wolfgang Renner, selbst ehemaliger Cross- und Straßenfahrer, war von der Idee sofort begeistert. Nicht nur stellte er die benötigten Räder zur Verfügung, er lies es sich auch nicht nehmen selbst an der Expedition teilzunehmen. 11 Tage benötigte die Gruppe für die ca. 1000 Km und 10.000 Hm. Witzigerweise hatte Heckmaier als Oberstdorfer die Alpen direkt vor der Haustür, aber zu der damaligen Zeit kam  -warum auch immer- niemand auf die Idee den Alpenhauptkamm abseits von Strassen mit dem Rad zu überqueren. Die Idee genau dieses zu tun kam Heckmair im Jahr 1989, als er mit gebrochenem Oberschenkel im Krankenhaus lag und das Buch „Unsere herrliche Alpenwelt – Saumpfade Traumpfade in den Händen hielt. Die Bilder und Beschreibungen faszinierten ihn derart, dass er beschloss diese Pfade mit dem Rad zu erkunden. Das Ziel war eine auf alten Saumpfaden über den Alpenhauptkamm von Nord nach Süd. Dem Flug der Schwalbe sollte sie gleichen, ohne Schnörkel und in gerade Linie. Heckmair legte ein Lineal zwischen Oberstdorf und Bozen. Aufgrund seiner Erfahrung als Bergführer kannte der die meisten Übergänge und sah, dass eine solche Route mit dem Rad nicht sinnvoll machbar war. Als das Lineal in Richtung Gardasee verschob, sah das Ganze auf einmal sehr vielversprechend aus. Somit war das Ziel gefunden, das auch heute noch die große Mehrzahl aller Alpenüberquerer anpeilt und schnell stand auch die Route fest. In Wolfgang Renner fand er wieder einen begeisterten Mitstreiter. Komplettiert wurde das Trio durch Gerhard Strittmatter seines Zeichens Weltmeister im Bahnvierer von Zürich 1983. Im Juli 1990ging es los und 7 Tage, 400 Km und 11.000 Hm später kam das Trio erschöpft aber glücklich am Gardasee an.   In seinem in der BIKE 8/91 erschienen Bericht schrieb Heckmair: „Worin liegt der besondere Reiz sich in sieben Tagen mühsam über die Alpen zu schinden? Neben den unvergesslichen optischen Höhepunkten ist das Schönste für mich, abends so richtig müde, hungrig und durstig zu sein – und dann alle diese Bedürfnisse stillen zu können, Dieses tolle Gefühl mit sich und der Welt zufrieden zu sein, lässt sich durch nichts ersetzen. Vor allem: Man kann es nicht kaufen…“ Mit seinem Bericht löste Heckmair einen regelrechten Boom aus. Auf einmal wollte jeder über die Alpen radeln. Heckmair konnte die Anfragen zu seiner Tour kaum noch bewältigen. Als dann auch noch der Spiegel eine sechsseitige Reportage über die „Heckmair-Route“ brachte, war es endgültig Zeit für eine neue Telefonnummer. Es gab aber nicht nur Anfragen zur Route, es kamen auch Anrufe von Bikern von unterwegs, die unmittelbar Ihr Feedback abgeben wollten. Heckmair: „Mich haben schon Leute von unterwegs angerufen und mich einen blöden Hund genannt“. Vielleicht kein Wunder wenn man sich die Routenführung am letzten Tag anschaut. Wenn man nach fünf Tagen der Meinung ist, man hätte mit Schrofenpass, Schlappiner Joch, Scalettapass und Pass Chaschauna die schmlimmsten Schiebepassagen hinter sich, den trifft der Passo di Campo am sechsten Tag mit voller Wucht. In der ursprünglichen Routenbeschreibung steht recht lapidar: „[…] Hier zweigt nah rechts ein mäßig schwerer Wanderweg in Val Chilarda ab. Der Weg verläuft hoch über dem Lago Arno und steigt dabei sanft zum Passo die Campo an (2,5 Stunden). […]“ 20 Jahre später im Bericht zur Jubiläums-Transalp (Bike 10/2010) beschreibt BIKE Redakteur Henri Lesewitz die Passage wie folgt: „[…] Dann ist das Grauen auf Erden erreicht. Der in Internet-Foren  wüst beschimpfte Passo di Campo. Die übelste Fußgängerpassage der Alpen. Der sagenumwobene Tag 6. <<Am besten Pedale abschrauben. Die brauchen wir heute nicht>>, stimmt Guide Martin Eberle die Gruppe auf den Tagesinhalt ein und reicht einen Pedalschlüssel herum. […] Es regnet durch bis zum Ende dieser furchtbarsten aller Schiebepassagen, also bis zum Abend. Eine hervorragende Choreographie von Dreckswetter und Drecksberg. […]“
ALPEN-X