© Achim Betz 2015
Planung und Navigation
Hilfsmittel bei der Planung
Ich kann mich noch gut an die Planung unserer ersten Alpenüberquerung vor gut 25 Jahren erinnern.
Mein Freund und Mitfahrer kam vorbei, bewaffnet mit einem BIKE Magazin und 4 Kompass
Wanderkarten. In der BIKE war der Bericht einer Mehrtagestour von Garmisch nach Riva.
Viel mehr als die Etappenorte, markante Zwischenziele und eine Skizze der Gesamtroute im halben
DIN A4 Format, gab der Artikel für unsere Planung allerdings nicht her. So schnappten wie uns einen
Textmarker und verbanden damit die im Artikel erwähnten Orte anhand der in der Karte
eingezeichneten Wege. Die beschriebene Route zu treffen war natürlich reiner Zufall.
Die Steigungen und deren Steilheit identifizierten wir grob anhand der Höhenlinien, ohne zu wissen,
was da wirklich auf uns zukommt. Zum Messen der Entfernungen benutzen wir einen
Entfernungsmesser. Das war ein Stift mit einem Rädchen unten dran. Wenn man über die Karte fuhr,
konnte man anhand eines ansteigenden roten Balkens die Entfernung ablesen bzw. erahnen.
Immerhin konnte man damit einschätzen ob eine Etappe eher 50 Km oder 100 Km lang ist. Eine
Abweichung von bis zu 50% war aber durchaus auch drin.
Hinweise zu genauen Wegbeschaffenheit erhielten wir während der Tour (bei der nächsten
Alpenüberquerung wussten wir dann, dass gestrichelte Wege in der Wanderkarte eher mit Vorsicht zu
genießen sind).
Einen großen Fortschritt beim Planen einer Alpenüberquerung war das erste „Traumtouren Transalp“
Buch von Uli Stanciu. Das Buch beinhaltet eine interaktive CD-Rom, auf der 638 Teiletappen in einer
Datenbank abgelegt sind. Zu jeder Teiletappe gibt es Streckendaten, Schwierigkeitseinteilung,
Höhenprofil, Wegbeschaffenheit, Fotos und Übernachtungsvorschläge. Aus den Teilstücken (abgebildet
auf einer Satelitenkarte) kann eine komplette Alpenüberquerung zusammengestellt und ein genaues
Roadbook ausgedruckt werden. Damit wusste man schon relativ genau, worauf man sich
streckenmässig einlässt. Allerdings hat das Roadbook den Nachteil, dass man einen sehr genauen
Tacho benötigt (Entfernungsangaben) und Angaben wie z.B. am „Holzschuppen links abbiegen“ nur
wenig hilfreich sind, wenn es den Holzschuppen zwischenzeitlich nicht mehr gibt.
Die nächste Weiterentwicklung (und momentan Stand der Technik) waren erschwingliche Outdoor-
GPS-Geräte, die teilweise mit einer integrierten Wanderkarte ausgestattet sind. Im Internet gibt es
mittlerweile nahezu unzählige Möglichkeiten die GPS Daten von Alpenüberquerungen oder einzelnen
Etappen herunterzuladen. Weiter Informationen hierzu auf der Seite Links.
Auch Uli Stanciu hat neben seiner Seite www.traumtouren-transalp.de seine Software weiterentwickelt
und zusammen mit einem neuen Buch auf den Markt gebracht. In dem 2012 erschienenen
„Traumtouren Transalp – 20 neue Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike“ wurde eine vollständig
überarbeitete Planungssoftware veröffentlicht. Neben den bekannten Features enthält die Premium
Edition eine digitale Kompass-Karte im Maßstab 1:50.000 (ohne Schweiz). Das Streckennetz erhält
(Internetverbindung vorausgesetzt) laufend Aktualisierungen und neue Teiletappen. Es gibt außerdem
die Möglichkeit am Rechner mit Hilfe der Karte eigene Strecken zu definieren. Das funktioniert wie
früher mit dem Textmarker, nur klickt man jetzt einzelne Punkte entlang eines eingezeichneten Weges
und verbindet diese zu einer Strecke, aus der sich ein GPS-Track erzeugen lässt.
Achtung: Die digitale Karte und die kostenlosen Etappen der 20 beschriebenen Routen erhält man nur
in der Premium Version. In der Standardversion kosten alle (in der Premiumversion die nicht
beschriebenen) Etappen, eine Gebühr (zwischen 10€ und 15€ für eine komplette Alpenüberquerung).
Billiger geht’s natürlich wenn man sich seine Etappen oder die gesamte Tour über eines der bekannten
GPS-Touren-Portale im Internet zusammenstellt (siehe Seite Links).
Generelle Planung der Tour
Die erste Entscheidung lautet geführte Tour oder zusammen mit Freunden selbstorganisiert die über
die Alpen fahren. Fällt die Entscheidung für eine organisierte Tour ist das wohl aufwändigste sich für
einen Anbieter und eine geeignete Route zu entscheiden. Wichtig ist ein erfahrener Anbieter mit
entsprechend qualifizierten Guides. Alle Anbieter und Routen sind regelmäßig in den diversen Bike
Magazinen zu finden (Links). Dann muss man nur noch trainieren, Urlaub einreichen, packen und zur
richtigen Zeit am Startort sein. Die Organisation von Route, Hotels und Gepäcktransport übernimmt
der Veranstalter. Bei einer geführten Alpenüberquerung muss einem bewusste sein, dass man eine
Woche jeden Tag mit Leuten verbringt, die man vorher normalerweise nicht kennt.
Bei einer selbstgeplanten Tour steht hinsichtlich der Planung die komplette Bandbreite zur Verfügung.
In Internet und Büchern sind sehr viele komplette Routen beschrieben und größtenteils sind auch die
GPS Routen verfügbar. Start, Ziel, Route und Orte zum Übernachten sind weitestgehend vorgegeben.
Auf der anderen Seite der Skala steht die komplett selbst geplante Tour mittels Landkarte oder digital
(s.o.). Diese Vorgehensweise setzt allerdings einiges an Erfahrung bezüglich Streckenbeschaffenheit
und Länge (Kilometer und Höhenmeter) voraus.
Alternativrouten
Ich habe mir angewöhnt zu den einzelnen Etappen auch Schlechtwetteralternativen einzuplanen.
Diese sind meist bei Weitem nicht so interessant wie die eigentlich geplante Etappe. Allerdings ist man
bei unter 10 Grad und Dauerregen unter Umständen recht froh, wenn man nicht auf einem
aufgeweichten Wanderweg über den geplanten Pass muss sondern stattdessen auf asphaltierten oder
geschotterten Nebenstrassen uns mit weniger Höhenmeter das Ziel erreichen kann.
Etappenlänge
Die machbare Etappenlänge hängt von einer Reihe von Faktoren ab:
•
persönliche Fitness jedes einzelnen Teilnehmers
•
Wetter
•
Streckenprofil: je weniger Höhenmeter desto mehr Kilometer sind möglich und umgekehrt
•
Streckenbeschaffenheit: 2000 Höhenmeter auf Asphalt oder Schotter lassen sich einfacher und
schneller Bewältigen als die gleiche Strecke auf Trails oder Wanderwegen. 2000 Höhenmeter
am Stück sind normalerweise einfacher zu bewältigen als 2000 Höhenmeter im ständigen Auf
und Ab. Für Abfahrten gilt natürlich das gleiche.
Neben diesen Faktoren müssen auch nicht planbare Ereignisse einkalkuliert werden. Eine Panne oder
Schwächephase eines Teilnehmers kann die Etappe ebenso verlängern, wie ein Wetterumbruch. In so
einem Fall sollte man sich im Zweifel nicht zu schade sein, ein Stück mit Zug, Bus oder Taxi zurück zu
legen.
Übernachten
Berghütte, Gasthaus oder 4* Hotel, es gibt in den Alpen vielfältigste Möglichkeiten die Nacht zu
verbringen. Letztendlich ist die Entscheidung eine Frage des persönlichen Geschmacks und des
Budgets.
Reservieren oder nicht? Eine Zimmerreservierung hat den Nachteil, dass die Etappenorte (relativ) fix
sind. Verkürzen oder Verlängern der Etappesetzt voraus, dass die Reservierung storniert wird, wofür
eventuell Gebühren anfallen. Allerdings ist der Schlafplatz bei einer Reservierung gesichert. Man spart
sich nach der Etappe das Suchen von Zimmern via Fremdenverkehrsbüro oder Abklappern von
Gastbetrieben und kann sich in der gebuchten Unterkunft gleich dem gemütlichen Teil widmen. Vor
allem in der Hochsaison und in kleinen Ortschaften kann es schon mal eng werden. Wir hatten im
Ultental schon mal das „Vergnügen“ zu neunt in zwei Doppelzimmern zu übernachten.
Gruppenzusammensetzung
Eine inhomogene Gruppe bzgl. Fahrkönnen und Kondition ist für zwei Leute besonders nachteilig: Den
Schnellsten, weil er am oben (oder unten) am Berg ggf. lange Warten muss und den Langsamsten,
wenn er permanent am Berg hinterher und somit unter einem gewissen Druck
-und sei es nur selbstauferlegter- fährt. An einem langen Anstieg kann sich der Abstand zwischen dem
Schnellsten und dem Langsamsten schnell auf 30 Minuten und mehr summieren. Oben angekommen
wird somit auch die Zeit zum Erholen für den hinterher Fahrenden entsprechend verkürzt.
Bergab können größere Unterschiede im Fahrkönnen unter Umständen sogar gefährlich werden, wenn
der schwächere Fahrer versucht dran zu bleiben und sich damit fahrtechnisch übernimmt.
Das Risiko eines Leistungsgefälles steigt mit zunehmender Anzahl der Teilnehmer einer Tour. Eine
Gruppe von 3-6 Personen, die es schafft sowohl bergauf als auch bergab auf Sichtweiter zusammen zu
bleiben ist daher ideal. Natürlich kann es auch in der homogensten Gruppe vorkommen, dass ein
Mitfahrer einen schlechten Tag erwischt. In diesem Fall ist es angebracht, öfter eine kurze Pause
einzulegen, die die Gruppe wieder zusammenführt.